Geschichte

Die Geschichte der Fasnet in Weilheim
Der erste Anhaltspunkt für eine Figur in der Weilheimer Fasnet gab uns die Kirchenchronik. 1806 wurde darin der Weibertrunk zu Weilheim erstmals erwähnt. Darauf stützt sich das heutige Brauchtum der Narrenfreunde Weilheim. So entstand die erste Figur – das Weilheimer Eichenweib. Die zweite Weilheimer Fasnetsfigur ließ nicht lange auf sich warten. Mit Unterstützung des oberschwäbischen Brauchtumspapstes Jürgen Hohl, schufen wir gemeinsam den Waldschrat.
In Weilheim wurde nach vereinsinternen Recherchen am Sonntag, den 14. und Dienstag, den 16. Februar 1926 zum ersten Mal Fasnet gefeiert. Veranstalter war der Weilheimer Turnverein und gefeiert wurde im jetzigen Jugendraum Schlupfloch. (Nachzulesen im 900 Jahr Buch unter Weilheimer Turnverein). Der Flecken hatte damals 500 Einwohner. Sie waren, bis auf einen Katholiken, alle evangelisch. Während des Krieges gab es keine Fasnet. Auch die Aktivitäten des Turnvereins wurden während des Krieges eingestellt. 1933 spielten einige Weilheimer Musiker (Otto Lauer, Emil Haug, und der 16 jährige Karl Haug) vom Schmotzigen Donnerstag bis zum Aschermittwoch in der Rottenburger Kurkapelle mit. Diese Kapelle setzte sich aus Musikern von Weilheim, Göttelfingen, Wurmlingen und Eutingen unter der Leitung von Thomas Bengel zusammen. Sie zogen von einer Gaststätte oder Metzgerei zur anderen. Am Fasnetssonntag und Fasnetsdienstag spielten sie im Rottenburger Festzug mit.
1951 wurde zum ersten Mal im Weilheimer Kneiple am Fasnetssamstag und Faschingsdienstag gefeiert. Hierzu kamen auch Gäste aus Hirschau, Bühl und Kiebingen, denn in den katholischen Gemeinden war die Fasnetverbrennung früher am Tag und in Weilheim wurde bis nachts um 2:00 Uhr gespielt. Diese Gäste kamen zum Kehraus nicht verkleidet. Später feierte man im Kneiplesaal auch noch am Schmotzigen Donnerstag. Bei der ersten Veranstaltung am Schmotzigen war diese so gut besucht wie am Samstag. 1961 fand am Fasnetssamstag das Preistanzen statt. Das beste Tanzpaar und das schönste Kostüm wurden prämiert. Im Kneiplesaal waren es zwischen 150 und 200 Gästen. Dienstags wurde immer am Meisten geboten. Die Fasnet wurde nun vom Musikverein ausgerichtet. Die Musiker bekamen vom Kneipleswirt immer ein Essen spendiert. Die Eintrittsgelder bekam der Musikverein. Der Saal war mit bunten Girlanden geschmückt. Die Fasnetsveranstaltungen fanden so lange im Kneiple statt, bis in den Saal Kegelbahnen eingebaut wurden.
Danach fanden ein bis zwei Fasnetsveranstaltungen im Hirsch statt, die vom Obst und Gartenbauverein durchgeführt wurden.
Ab 1979-1987 fand immer am Fasnetssamstag eine Fasnetveranstaltung im Schützenhaus statt. Den Berichten zufolge waren diese immer gut besucht, und es herrschte eine ausgelassene Stimmung bis spät in die Nacht hinein.
Seit 1988 findet die Vereinsfasnet am Fasnetssamstag in der Rammerthalle statt. Durch die nun wesentlich größere Räumlichkeit, waren die ersten Veranstaltungen nicht optimal besucht. Heute ist die Fasnetsveranstaltung in der Rammerthalle im Raum Tübingen etabliert und nicht mehr wegzudenken.

15 Jahre Narrenfreunde Weilheim
…oder wie alles begann – und was daraus wurde

Der Anstoß zur Gründung der Narrenfreunde Weilheim wurde am 17.2.1990 nach der Weilheimer Vereinsfasnet gemacht. Unterstützung fand man aus Weilheimern und einem Teil der Lumpenkapelle Bühl, es wurde immer wieder behaupteten, wir Weilheimer könnten keine Fasnet feiern und sie müssten uns das beibringen. Nach der Fasnetsveranstaltung zogen einige unentwegte Narren, begleitet von dem Rest der Bühler Lumpenkapelle zum Hause Hella Kiermaier. Dort wurde der Grundstein zur Gründung einer Fasnetsgruppe gelegt und die Namen der Grüdungsmitglieder wurden auf einem Tuch verewigt, dass dann anschließend durch den Flecken getragen wurde.
Die Gründungsversammlung der Narrenfreunde Weilheim fand am 6. Juni 1990 im Schützenhaus statt. Es waren 14 närrisch interessierte Mitbürger anwesend. 1. Zunftmeister wurde Matthias Lauer, stellvertretender Zunftmeister Christian Sander, Kassier Hella Kiermaier und Schriftführer Jürgen Lauer. Mitgliedsbeitrag wurde noch keiner erhoben. Die Narrenfreunde wurden als lockere Gruppierung geführt und hatten sich zum Ziel gesetzt, die Weilheimer Vereinsfasnet mit Programmpunkten zu bereichern.
Die 2. Sitzung fand am 12. September 1990 auf dem Weilheimer Rathaus statt. Auf der Tagesordnung stand die Planung und Festlegung des Programms für die Vereinsfasnet 1991.
Bei der 3. Sitzung am 4. Oktober 1990 wurde von Hella Kiermaier und Jürgen Lauer das erste Sparbuch angelegt. Darauf wurde das Geld, das während unserer Sitzungen in ein Sparschwein geworfen wurde, angelegt. Die Planungen für das Fasnetsprogramm wurden ausgefeilt und beschlossen.
Bei der 1. Hauptversammlung am 9. Januar 1991 im Schützenhaus waren bereits 22 Mitglieder anwesend. Der Programmablauf für die Vereinsfasnet wurde festgelegt:

1. Clowngruppe
2. Fleggabruttler
3. Büttenrede Thema: Mann
4. Büttenrede Thema: Frau

Die Kleidungsstücke wurden von jedem einzelnen angeschafft und selbst bezahlt. Leider waren alle Proben und Anstrengungen umsonst, denn der 1. Auftritt der Narrenfreunde Weilheim fiel dem Golfkrieg zum Opfer. Bei der 900-Jahr-Feier im Jahr 1991 zeigten die Narrenfreunde den bereits geprobten Tanz auf den Zillertaler Hochzeitsmarsch. Mit einer selbst zusammengestellten Playbackshow wirkten die Narrenfreunde 1992 erstmalig bei der Vereinsfasnet mit. Der Auftritt riss das Publikum zu wahren Begeisterungsstürmen hin. Im gleichen Jahr fand die erste eigene Veranstaltung der Narrenfreunde Weilheim statt. Die Narrenfreunde luden zum Tanz in den Mai ein. Am 11.11. dann der 1. Kappenabend, der gleich ein großer Erfolg war und den Höhepunkt mit einem Auftritt der Lupenkappelle Bühl hatte. In der Gaststätte Rose fand am 24. April 1993 dann die offizielle Gründungsveranstaltung statt. Aus einer närrischen Gruppierung wurde ein Verein. Im Mai des gleichen Jahres wurde in Anlehnung eines alten Brauches, dem Weibertrunk zu Weilheim, das Häs der Eichenweiber vorbereitet. Das Häs wurde in Eigenarbeit genäht und in gemeinsamen Malabenden bemalt. Die Maske schnitzte Josef Bauer aus Bierlingen. Bereits im September folgte dann ein weiterer Höhepunkt. Jürgen Jubl, Dirigent des Musikvereins Weilheim, komponierte für die Narrenfreunde den Weilheimer Narrenmarsch, auf den wir heute noch sehr stolz sind. Beim 1. Weilheimer Oktoberfest, das heute aus dem Weilheimer Vereinsleben nicht mehr wegzudenken ist, wurde der Narrenmarsch der Öffentlichkeit und der Presse vorgestellt.
In der Fasnetssaison 1994 war es dann endlich soweit, die Eichenweiber hatten ihren 1. Auftritt beim Umzug in Poltringen und dies gleich mit musikalischer Unterstützung einiger Musiker des Musikverein Weilheims. Wichtig war und ist für die Narrenfreunde Weilheim die Fasnet im eigenen Flegga.
So wurde 1995 das erste Mal von den Narren das Rathaus gestürmt und der Ortsvorsteher abgesetzt. Vor dem Rathaus wurde den über 300 Zuschauern das Weilheimer Brauchtum vorgeführt. Rund um das Rathaus und in der originell hergerichteten Pinselstube herrschte eine ausgelassene Stimmung. Die Weilheimer Lomba-Kapelle spielte von Kneipe zu Kneipe. Die Weilheimer Straßenfasnet war geboren. Zum heutigen Fasnetsbild in Weilheim gehört neben einer 1995 erstmals aufgehängten Flegga-Deko auch ein Narrenbaum mit der stolzen Höhe von 19 Metern, sowie angehängten Narrenschildern.
Durch gute Kontakte zu großen traditionellen Zünften, auch aus der schwäbisch-allemannischen Fasnet, wurden wir 1996 nach Meersburg zum großen Jubiläum eingeladen. Zwei Tage lang erlebten wir eine wunderschöne Fasnet bei der „Schnabelgiere Meersburg“.
Durch Dieter Maier aus Rottenburg konnte 1996 ein Kontakt zu Jürgen Hohl für uns hergestellt werden. Er entwarf für uns den „Waldschrat“, der wie eine Sage besagt, im Raum Weilheim beheimatet war. Die Maske schnitzte Reinhold Schäle. 1997 hatte der Waldschrat seinen 1. Auftritt.
Inspiriert vom Nachtumzug und der Straßenfasnet mit ihren Schankstuben in Meersburg, veranstalteten wir am Fasnetsfreitag 1997 unseren 1. Nachtumzug. Über 10 Gastzünfte zogen vor vielen Zuschauern unter bengalischer Beleuchtung durch die Wilonstraße und vergnügten sich anschließend in den verschiedensten Schankstuben im ganzen Dorf.
Zum heutigen aktiven Vereinsleben der Narrenfreunde gehört, neben dem traditionellen Häsabstauben am 6. Januar (früher am alten Müllplatz) am Schützenhaus, auch die „Aktion saubere Landschaft“ die wir jedes Frühjahr mit dem Schwäbischen Albverein durchführen. Nicht zu vergessen sind: unser Jugendzeltlager und gemeinsame Ausflüge sowie unsere Skiausfahrt gleich nach der Fasnet.
Was 1990 mit einer lockeren Fasnetsgruppierung begann, ist heute ein Verein, der aus dem Weilheimer Vereins- und Kulturleben nicht mehr wegzudenken ist.
Allen, die uns auf diesem Weg unterstützt haben, sei an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön gesagt.